Albsteig Schwarzwald

Wir entschieden uns eher zufällig, den Albsteig zu wandern. Wir brauchten eine drei bis viertägige Wanderung, um all die Ausrüstung zu testen, die wir mittlerweile für unser Wanderabenteuer in Neuseeland gekauft hatten.

Ein Kollege hatte schon länger vom Albsteig geschwärmt . Die 84km lange Strecke (mit 2722 Höhenmetern!) und die Möglichkeit, einfach am Steig zu zelten, waren perfekte Ausgangsbedigungen für unseren Ausrüstungstest. Das mittlerweile etwas kühlere Wetter gab uns auch die Möglichkeit beispielsweise unsere Schlafsäcke bei realistischen Bedingungen auszuprobieren. Also machten wir uns auf in den Schwarzwald.

1. Abschnitt – Albbruck nach Görwihl (12km)

Wir hielten uns bei unserer Wanderung weder so richtig an die drei Sportetappen, noch die 5-Tages "Genießerwanderung", die auf der Albsteig-Webseite vorgeschlagen sind. Stattdessen planten wir nach Anfahrt, Abreise und Zeltmöglichkeiten eine viertägige Wanderung.

Für den Anfahrtstag hatten wir uns wegen der langen Anreise nur eine kurze Etappe von Albbruck bis nach Görwihl vorgenommen. Wir fuhren mit dem Auto bis Albbruck und stellten das Auto an der Gemeindehalle in Albbruck ab - der Parkplatz ist so offiziell von der Albsteig-Webseite empfohlen und außerdem kostenfrei. Von dort sind es nur ein paar Meter bis zum Beginn des Albsteigs, dem großen, blauen Albsteigportal. Dann führt der Weg zunächst durchs Dorf, und von dort aus über Wiesen und Weiden Richtung Schachern. Sschon bald ist auch das erste Mal die Albschlucht und das namengebende Flüsschen durch die Bäume unten in der Schlucht zu erkennen. Ab hier führt der Weg dann immer wieder tief hinunter in die Schlucht, und auch wieder hinauf. Mehrfach wird die Alb überquert. Überall bieten sich dabei wunderschöne Aussichten - auf den Plateaus kann man zum Teil bis in die Schweiz sehen, in der Schlucht präsentieren sich die Steilwände und der Fluss.

Kurz vor Görwihl dann die ersten kleinen Wasserfälle, die "Höllbachwasserfälle". Als wir die erreichten, war es schon deutlich später als wir geplant hatten. Zu oft waren wir stehen geblieben um die Natur um uns herum zu genießen, und auch die Stille. Denn begegnet waren wir auf dem gesamten Abschnitt fast niemandem.

Weil es schon langsam dunkel wurde, blieben wir nicht so lange an den Höllbachwasserfällen wie wir es eigentlich gerne getan hätten. Da für die erste Etappe in Görwihl und näherer Umgebung keine Zeltmöglichkeit angegeben gewesen, hatten wir uns bei der Planung für Couchsurfing entschieden. Und nun drängte uns die Zeit, weil wir unsere Gastgeberin nicht allzu lange warten lassen wollten.

Section 2 - Von Görwihl zum Albstausse (27km)

Unser zweiter Abschnitt am Albsteig begann so, wie der erste geendet hatte - viel hoch und runter ins Tal, dann wieder weiter rauf. Ein paar Kilometer von Görwihl entfernt dann das erste Highlight -  die "Teufelsküche". Eine Engstelle im Flusstal mit riesigen, vom Wasser glatt geschliffener Felsbrocken. Sie lagen da im Fluss, als hätte sie jemand absichtlich dort drapiert. Es gibt auch eine Legende zur Entstehung, die wir leider gleich wieder vergessen haben. Bei hohem Wasser im Fluss muss es dort wohl jedenfalls viele Strudel und Strömungen geben, die zu dem Namen geführt haben. Als wir dort vorbeikamen führte die Alb leider nicht ganz so viel Wasser. Vielleicht auch deshalb haben wir ganz vergessen ein ordentliches Bild von der Teufelsküche zu machen.

Nach diesem Abstecher führte der Pfad erstmal ein Stück weg von der Alb, hinauf auf eine Ebene. Auf einem Hügel bei Wolpadingen fanden wir dann den perfekten Picnic-Platz mit Tisch und zwei Bänken und machten kurzerhand direkt Mittag - komplett mir einem kleinen Mittagsschläfchen. Von dort oben konnte man im übrigen ganz toll bis in die Alpen schauen, und eine Bronzeplakette zeigte auf, welche Berggipfel da in der Ferne zu erahnen sind.

Wieder unterwegs dauerte es nicht lange und wir erreichten die Bildsteinfelsen. Die entpuppten sich ebenfalls als perfekter Aussichtspunkt in Richtung der Alpen und über das Albtal. Wer nicht schon in Wolpadingen Mittag gemacht hat, findet hier jedenfalls auch noch einen schönes Plätzchen für eine Rast. Wir nutzen die Gelegenheit und verspeisten die noch vom Mittagsmahl übrig gebliebenen Müsliriegel.

Nach den Bildsteinfelsen gelangt man wieder ins Tal und folgt der Alb zum Albstaustee, der zusammen mit zwei weiteren Stauseen ein Netzwerk zur Energiegewinnung bildet. Irgendwo hier sollte unsere heutige Zeltmöglichkeit sein. Doch auch nachdem wir den See einmal komplett umrundet hatten, konnten wir keinen Zeltplatz finden. Stattdessen sahen wir viele "Kein Camping"-Schilder und Hinweisschilder für einen kommerziellen Zeltplatz, der aber scheinbar hauptsächlich Caravans bediente. Wir hatten eine sehr einfache Fläche zum Aufstellen unseres Zelts erwartet, ohne Annehmlichkeiten.

Der Tag hatte uns schon knapp 27 Kilometer abverlangt und langsam waren wir müde. Da wir das Camp aber nicht gefunden hatten, gingen wir davon aus dass es wohl ein Stück weiter am Weg entlang sein müsste. Also zwangen wir unsere müden Beine weiter. Der Pfad führte jetzt zurück in den Wald, und dort sogar recht steil hinauf - schlechte Chancen für einen Zeltplatz. Nachdem wir so ein, zwei Kilometer weiter gestapft waren, entschieden wir, dass wir eben einfach so im Wald zelten mussten. Mithilfe unserer Wanderapp suchten wir ein ebenes Stück Wald, wo wir unser Zelt aufstellen konnten und entdeckten kurzerhand, dass in nur ein paar hundert Meter entfernung wohl eine Hütte lag. Die "Vier-Wegscheid-Hütte" wurde dann zu unserem improviseriten Nachtlager. Wildes Zelten im Wald ist in Deutschland eigentlich nicht erlaubt, und wir waren uns nicht ganz wohl, aber immerhin war die Hütte recht geschützt, und nachdem wir unser eigentliches Trekking-Camp nicht gefunden hatten, blieb uns eben nichts anderes übrig.

Letztenendes stellten wir unser Zelt sogar in der Hütte auf - das war die ebenste Stelle, die wir finden konnte, außerdem versprach sie zusätzlichen Schutz vor Wind und Kälte. Bis wir alles gerichtet hatten, war es schon dunkel. Also kochten wir bei Schein unserer Taschenlampen ein Abendessen auf unserem Gaskocher und krochen dann in die Schlafsäcke. Ich kann mich nicht erinnern wann ich sonst zuletzt um 9 Uhr abends schlafen gegangen war - aber hier war es kalt und dunkel, und wir hatten nichts zu tun.

Etappe 3 - Vom Albstausee nach Menzenschwand (17km)

Immer wieder weckten uns Nachts die Geräusche des Waldes. Leises tippeln, und raschelnde Blätter rund um die Hütte, in der wir unser Zelt aufgestellt hatten. Vermutlich Wildschweine oder Rehe. Ansonsten schliefen wir ganz gut und die Schlafsäcke hielten uns kuschelig warm.

Wir startete freudig in unseren dritten Tag. Zum Frühstück gab es improvisierten Kaffee und warmen Porridge mit Zimt, dann packten wir zusammen und machten uns wieder auf den Weg. Laut Plan ging es heute für uns nach Menzenschwand, wo es auch das nächste Trekking-Camp gab. Weil wir am Abend vorher ja weiter gelaufen waren als geplant, stand heute nur eine relativ kurze Etappe an.

Der Morgen war wunderschön und sonnig, der Tau glitzerte noch auf dem Grad und den Blättern und alleine bei diesem Wetter draußen sein zu dürfe, machte uns glücklich. Kurz nach dem Start trafen wir auf eine Quelle und wir füllten unsere Wasserflaschen mit frisch gefiltertem Quellwasser.

Unterwegs sahen wir am Wegesrand sehr viele Pilze stehen und ich nahm mir fest vor, dass ich irgendwann einmal mehr über Pilze lernen musste - welche genißebar sind und welche nicht. Außerdem gab es viele Heidelbeer-Büsche. Hier zur Heidelbeerzeit langzugehen müsste demnach ein absolutes Festmahl sein.

Ein bisschen später am Morgen kamen wir zur Windberschlucht, kurz vor St. Blasien. Das wurde eines der absoluten Highlights des Tages und auch des gesamten Albsteigs. In der Schlucht fanden sich eine ganze Reihe kleiner Wasserfälle, und dann als Highlight der Windbergwasserfall.

Der Rest des Tages war größtenteils sehr angenehm zu gehen, wenig auf und ab, sonder insgesamt eher ein Spaziergang. Trotzdem führte der Weg durch ganz unterschiedliche Landschaften und erlaubte tolle Aussichten.

Hinter St. Blasien führt der Weg zu einem Sägewerk, der "Glashofsäge". Dort splittet sich der Trail in zwei Richtungen, die beide zum Feldberg führen, jedoch durch unterschiedliche Täler. Wir folgten dem rechten Arm Richtung Menzenschwand.

Nicht weit von der Mühle kam uns ein junger Mann auf dem Fahrrad entgegen und rief uns im vorbeifahen zu "Achtung, gleich wird's nass!". Wir waren ein bisschen verwundert, denn am Himmel waren kaum Wolken zu sehen. Eine Wegkehre später klärte sich das Missverstädnis. Unser Weg führte mitten durch ein sogenanntens "Nasslager". Eine Fläche, auf der gefälltes Holz mit Wassersprenklern feucht gehalten wird, um die Holzqualität zu erhalten. Allerdings trafen die Wassersprenkler nicht nur die dort gelagerten Bäume, sondern setzen auch den Weg unter Wasser. Zum Glück war es ja aber warm, und nachdem Tim seine Kamera verpackt hatte, genossen wir unseren kleinen Sprint durch den künstlichen Regen.  

Unser Tagesmarsch war fast schon zuende, da kamen wir durch ein wunderschönes Fleckchen, soweit ich mich erinner kann hieß die Ecke "Holzmättle". Dort ging es noch einmal ein paar Meter hinauf und die Vegetation war hier so ganz anders als zuvor. Der Boden war weich und federnd und es roch nach Nadelwald. Fast wie in den Bergen, wenn man langsam in die Höhenlage der Latschenkiefern kommt. Ein wunderschöner Abschluss für diesen Wandertag.

Diesmal war es auch ein leichtes, unseren Übernachtungsplatz für die Nacht zu finden. Der Grillplatz Menzenschwand lag direkt am Weg. Ein großer, ebener Platz, ganz perfekt für unser Zelt. Außerdem gab es eine Feuerstelle und genügend trockenes Holz, so dass wir uns ein kleines Lagerfeuer gönnten. Deshalb lagen wir diesmal auch nicht ganz so früh im Bett, stattdessen versuchte Tim sich an der Sternenfotografie.

Section 4 - Menzenschwand zum Feldberg (17km)

Der letzte Tag begann bei leichtem Nebel. Zuerst ging es durch Menzenschwand, erst das Vorder- dann das Hinterdorf, hindurch ein langes Tal entlang. Unterwegs begegneten wir unter anderem einigen etwas  traurig dreinschauenden Kühen, und dem Wildgehege. Dann kamen wir zum Menzenschwander Wasserfall, wo wir auf einige neugiereige Touristen trafen. Kurz danach führte der Pfad vorbei am "Tor zur Glückseligkeit" und durch ein Ziegengehege. Nachdem man bis jetzt die meisten Zeit aufwärts gegangen war, ging es jetzt zurück ins Tal.

Hier machten sich bei Tim das erste Mal Knieschmerzen bemerkbar. Scheinbar sind wir doch nicht so wirklich für mehrtägige Wanderungen gemacht. Bei unserer letzten langen Wanderung auf dem Soonwaldsteig war zwar ich diejenige mit den Problemen gewesen, aber grundsätzlich waren die Symptome wieder ähnlich.

Zurück im Tal kamen wir an einem kleinen Bach vorbei, den wir direkt ausnutzten um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Natürlich unter Verwendung unseres Wasserfilters.

Von dort aus lag zwischen uns und dem Feldberg nur noch ein letzter langer, steiler Anstieg. Den meisterten wir natürlich mit Bravour, und erreichten bald die Passhöhe. Hier wäre eigentlich das offizielle Ende unseres Albsteig-Abenteuers. Aber weil es erst Mittagszeit war, und wir noch nicht völlig erschöpft, hängten wir noch den Aufstieg auf den Feldberg dran.

Oben gefiel es uns dann leider doch nicht ganz so gut - von oben kann man zwar recht weit schauen, aber schön ist der Gipfel eigentlich nicht. Außerdem ist es ist zu einfach erreichbar, so dass sich oben sehr sehr viele Tages­touristen fanden. Da haben uns die letzten, stillen Wandertage doch sehr viel besser gefallen.

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