Rätikon Höhenweg – Aufstieg zur Sulzfluh

An der Tilisuna-Hütte hatten wir eine doppelte Übernachtung eingeplant, ursprünglich für einen möglichen Pausentag. Da wir nun aber schon am Vortag eine kurze Etappe gewandert waren und der Gipfel der Sulzfluh praktisch zum Greifen nah vor uns lag, entschieden wir uns für eine Gipfeltour.

Um 08:00 standen wir vor der Hütte und schnürten unsere Wanderstiefel. Der Gipfel sollte von der Hütte laut Wegweisern in zwei Stunden zu erreichen sein. Deshalb hatte ich meinen großen Wanderrucksack gegen meinen winzigen Faltrucksack getauscht, denn mit leichterem Gepäck macht eine solche Wanderung gleich noch mehr Spaß. Auch die anderen hatten ihr Rucksäck erleichtert, und so wanderten wir frohen Mutes los.

Gleich zu Beginn der Tour sahen wir gleich eine ganze Gruppe Murmeltiere, die sich von unserer Anwesenheit überhaupt nicht beirren ließen.

Während Tim noch mittem im Photoshooting mit den niedlichen Murmeltieren steckte, preschte auf einmal eine Gams in gestrecktem Galopp einen Hang herunter und in vielleicht 50m Entfernung an uns vorbei. Dort rannte sie in rasantem Tempo den nächsten Hang geradewegs hinauf, und war bald auch schon wieder außer Reichweite unserer Kameras und kurz darauf auch aus unserer Sicht verschwunden.

Wir machten uns wieder an den Aufstieg auf dem ausgetretenen Bergpfad. Nur wenig später hörten wir den Schrei eines Greifvogels und sahen dann am Himmel einen Adler. Noch bevor Tim die Kamera zücken konnte, war der allerdings schon hinter der nächten Bergkuppe verschwunden. Die Gelegenheit wollte Tim sich aber nicht entgehen lassen und setze zum Sprint zum nächsten Sattel an. Die Strecke zum Sattel zwischen Sulzfluh und Vespala legten wir wahrlich in Höchstgeschwindigkeit hin – die Suche nach dem Adler war aber nicht von Erfolg gekrönt. Stattdessen öffnete sich jetzt der Blick auf den weiteren Weg.

Vor uns lag eine felsige Platte mit Rissen und Spalten, auf der in regelmäßigen Abständen die rot-weiße Wegmarkierung aufgemalt war. Stellenweise fanden sich auch Steinmanderl. Dahinter ragte dann der Gipfel der Sulzfluh auf und sah gar nicht so einfach begehbar aus.

Wir folgten der Markierung erst über die Bergschulter, dann hinab in eine Mulde. Hier waren teilweise richtig tiefe Löcher in der Felsplatte, in die man sicher nur ungern stürzen möchte.

 

Auf der anderen Seite stieg der Weg dann über zum Teil weiter plattigen, zum Teil aber auch schotterigen losen Untergrund auf bis zu einem Grat. Von hier hatte man einen wunderschönen Blick auf den Partnun-See, den wir am Vortag passiert haten. Am Grat war auch die einzige Stelle des Weges, die wirklich steil abfallend war und daher nicht für jedermann als Wanderweg geeignet.

Unterwegs hatten wir auch noch eine tierische Begegnung. Zwischen den Felsen um uns herum tauchte auf einmal ein braun gesprenkeltes Alpenschneehuhn in seinem Sommerkleid auf.

Kurz darauf gelangten wir auch zum letzen sehr steilen Anstieg zum Gipfel. Was von unten ausgesehen hatte wie eine steile, fast unbezwingbare Felswand, war aus der Nähe dann doch begehbar. Wir waren selbst immer wieder überrascht, wie verhältnismäßig einfach sich der Weg zum Gipfel schlängelte. Zwar auf felsigem Untergrund, und einigermaßen Trittsicherheit und Kondition waren natürlich auch gefragt, aber dennoch gut zu gehen.

Das Panorama am Gipfel war atemberaubend. Während wir vor wenigen Tagen auf der Schesaplana noch in dichter Nebelsuppe standen war heute alles klar, die Sicht in alle Richtungen frei. Wir konnten die Schesaplana mitsamt Gipfelkreuz sehen und in der Ferne sogar den Bodensee ausmachen. Auf der Schweizer Seite zeigten sich weit entfernte Gipfel mit Gletschern und Schneefeldern.

Wir waren uns alle einig, dass der Gipfelausflug ein Volltreffer gewesen war. Das Gesamtpaket "Sulzfluh" gefiel uns besser als die Schesaplana. Das lag auch nur teilweise am nebligen Wetter bei unserer Schesaplana-Tour. Auch der Weg auf die Sulzfluh ist unserer Ansicht nach schöner, und es war zumindest bei unserem Besuch wesentlich ruhiger am Gipfel der Sulzfluh, als die vielen Menschen auf der Schesaplana.

Nach einer ausgiebigen Pause mit vielen Fotos und einigen Snacks machten wir uns wieder auf den Rückweg.

0 Kommentare


Schreibe einen Kommentar

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu. Zur Datenschutzerklärung