Pelorus River Track

Nach unseren nicht ganz so angenehmen Erfahrungen rund ums Wandern am Straßenrand von Anakiwa nach Havelock, wollten wir die 20km entlang dem Highway von Havelock nach Pelorus Bridge gerne überspringen. Der strömende Regen, der uns morgens begrüßte als wir aus dem Hostel aufbrachen, war nur ein weiterer Grund diesen Plan auch in die Tat umzusetzen. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis wir mit unseren Tramping-Versuchen erfolgt hatten – dann hielt einen nette Kiwi-Damen für uns an und nahm uns bis zum Pelorus River Campground mit. Von dort aus lagen nocheinmal 14km vor uns, die an einer Schotterstraße entlang führten, bevor wir endlich am Startpunkt des Pelorus River Track ankamen.

Bevor uns auf den Weg machten, gönnten wir uns allerdings erstmal noch einen Kaffee am Campground. Bis wir den dann getrunken hatten, hörte es tatsächlich auch beinahe auf zu regnen, so dass wir letztendlich voller Vorfreude in den nächsten Trailabschnitt starteten.

Auf der Maungatapu Road, die uns zum Start des Pelorus River Track führen sollte, gab es praktisch gar keinen Verkehr. Das hatte den Vorteil, dass das Wandern an der Straße hier wirklich ungefährlich war, aber natürlich war es deshalb auch schwierig, die 14km zum Trail zu trampen. Das machte uns aber nicht aus, also gingen wir sie einfach zu Fuß. Die ersten Kilometer waren noch asphaltiert, doch dann wandelte sich die Straße und wir gingen auf Schotter weiter. Das unterschied sich dann auch kaum noch von vielen Wanderwegen in den Alpen, so dass es sich dann eigentlich gar nicht mehr wie Roadwalking anfühlte. Wir kamen an vielen abgelegenen Farmen vorbei, und dann immer tiefer in einen Wald hinein bis wir schließlich am Anfang unseres nächsten Trailabschnitts ankamen.

Vom Straßenende zur Captain's Creek Hut

Das erste Wegstück führte auf einem schmalen Pfad durch ein dschungelähnliches Waldgebiet. Der Weg hatte hier auch nur noch wenig mit dem breiten Pfad am Queen Charlotte Track. Hier mussten wir tatsächlich auf unsere Füße achten um nicht über Wurzeln zu stolpern und nach Trail Markern ausschau halten. Und es gab Hängebrücken. Davon waren wir wirklich ein bisschen begeistert. In Deutschland ist so etwas ja eine Seltenheit, hier gab es sie überall. Wir freuten uns trotzdem über jede einzelne, auch wenn die Wanderstöcke manchmal bei der Überquerung hinderlich waren.

Der Trail und vorallem die Umgebung hier waren wirklich wunderschön. Nicht nur einmal hielten wir an, um alles überhaupt richtig wahrnehmen zu können, und waren uns einig dass es fast ein wenig wie in Jurassic Park aussah.

​​​The track and its surroundings are just beautiful. 

An den "Emerald Pools", etwa auf halben Weg zur Captains Hut, gönnten wir uns ein Picnic aus Tortilla Wraps mit Erdnussbutter und Nutella. Leider gab es dort Unmengen von Sandflies, so dass wir nicht lange dort verweilten, sondern uns so schnell wie möglich wieder auf den Weg machten.

Unterwegs, kurz vor der Hütte, sahen wir tatsächlich ein paar wilde Ziegen. Und dann, endlich ein Schild, dass die Hütte nur ein paar Meter abseits des Wegs zu finden war.

Captain's Creek Hut war die erste Hütte, die uns auf unserer Wanderung begegnete. Wir waren heute, abgesehen von dem Deutschen dem wir vor wenigen Tagen schoneinmal begegnet waren, die einzigen, die sich ins Hüttenbuch eingetragen hatten. Der war allerdings weitergelaufen bis zur nächsten Hütte.

Wir verbrachten den Rest des Nachmittags damit, die Gegen um die Hütte zu erkunden. Es gab keinen Wassertank, dafür war der Pelorus nur ein paar Schritte entfernt. Wir nutzten die Gelegenheit um zumindest unse Füße und Beine von Matsch zu befreien. Auch hier gab es allerdings viele Sandflies, so dass wir schnell wieder ins Innere der Hütte flüchteten.

Auch nachdem wir unser Abendessen gekocht und gegessen hatten, war immernoch niemand außer uns an der Hütte angekommen. Wir hatten sie also ganz für uns. Und später in der Nacht stellten wir fest, wie froh wir um das Dach über dem Kopf waren, denn es begann ziemlich heftig zu regnen und stürmen. Da ist eine ordentlich Hütte schon ein wenig angenehmer als ein leichtes Zelt. Vielen Dank also ans Department of Conservation - wir liebten den Hüttenverbund der Backcountry Huts jetzt schon, auch wenn wir bisher nur eine davon gesehen hatten.

Von der Captain's Creek Hut zur Rocks Hut

Auch der nächste Tag begann wieder mit Regen. Allerdings waren es immer nur Schauer, und dazwischen war es zumindest für kurze Zeit immer wieder mal trocken. Trotzdem schmälerte das schlechte Wetter die gute Laune.

Der Weg führte heute vorallem bergauf. Zuerst zur Middy Hut, dann von dort weiter zur Rocks Hut. Es war erst kurz nach Mittag, als wir an der Rocks Hut ankamen, wir entschieden uns aber trotzdem dort zu bleiben. Dabei waren wir eigentlich sehr gut vorangekommen und fanden den Tag bisher nicht einmal besonder anstrengend. Der Hauptgrund für die Entscheidung war eher, dass ich ziemlich nass und kalt war, und es mir gar nicht mehr richtig warm wurde. Mit der Temperatur war auch meine Motivation gesunken, so dass wir uns ersteinmal wieder aufwärmen wollten. Aber dann gefiel uns die Rocks Hut auch sehr gut. Es ist eine recht große Hütte mit 16 Betten. Außerdem hat sie umlaufend eine große Veranda mit tollem Ausblick, und als absolutes Highlight gab es sogar Toiletten mit Wasserspülung statt der üblichen Plumpsklos

Also blieben wir auf der Hütte und machten dann, nachdem uns wieder warm geworden war, einen Ausflug zum ausgeschilderten "Lookout" auf einem nahegelegenen Hügel. Den würden wir auch jedem empfehlen, der einmal bei der Rocks Hut vorbeikommt und noch etwas Zeit übrig hat, denn der Ausblick von dort oben ist wirklich schön.

Danach sammelten wir noch ein bisschen Feuerholz, da an der Hütte kaum mehr welches war, und wir ja ohnehin Zeit totzuschlagen hatten. Und dann erschien auf einmal ein anderer Wanderer. Josh, ein Kiwi, der von Nelson aus zur Hütte hochgelaufen war. Er wollte ebenfalls in die Richmond Ranges und wir unterhielten uns den Rest des Tages über unsere geplanten Abenteuer und umgekehrt auch seine Erfahrungen mit Wanderungen überall in Neuseeland. Auch wenn der Tag vorher alleine schön ruhig gewesen war, so genossen wir heute auch die Gesellschaft sehr.

Von der Rocks Hut ins Aniseed Valley

Anders als Josh, wollten wir nicht direkt vom Pelorus Track in die Richmond Ranges. Stattdessen hatten wir uns überlegt, vorher nocheinmal vom Trail abzugehen, und durch das Aniseed Valley nach Richmond zu fahren, um dort den restlichen Proviant einzukaufen.

Unser Tagesziel war deshalb der Hacket Carpark. Der Wandertag selbst war leider nicht ganz so angenehm. Es regnete wieder. Wir warteten morgens eine Weile ab, in der Hoffnung dass sich das Wetter bessern würde, aber am Ende regnete es doch fast den ganzen Tag. Unser Pfad wand sich heute viel bergab über Wurzeln, die vom Regen glatt und rutschig waren und wir kamen viel langsamer voran, als wir gehofft hatten. An vielen Stellen war der Trail ausgewaschen und glich teilweise eher einem Bachbett als einem Wanderweg. Also rutschten und schlitterten wir immer wieder herum, und hatten den ganzen Tag nasse und kalte Füße.

An der Browning Hut trafen wir noch einmal auf Josh, dann trennten sich unsere Wege. Kurz hinter der Hütte mussten wir auch zum ersten Mal etwas größeren Bach überqueren. Dazu wechselten wir trotz der bereits nassen Füße die Schuhe, und irgendwie wurde Tim dabei zu allem Überfluss von einer Wespe gestochen. Also ein weiteres Higlight des Tages. Am Ende waren wir dann ziemlich froh, als wir endlich am Hacket Car Park ankamen und klar war, dass wir jetzt nur noch ein paar Meter zu laufen hatten. Unsere Gastgeber im Aniseed Valley wohnten zum Glück ganz in der Nähe des Parkplatzes.

Pete und Sue, die wir über das TA Trail Angel Forum gefunden hatten, hießen uns mit offenen Armen wilkommen und waren wirklich super nett. Auch wenn es am Abend dann tatsächlich zu regnen aufhörte, bestanden sie darauf, dass wir in ihrem kleinen Caravan übernachten sollten statt bei dem Wetter unser Zelt aufzubauen. 

Aber auch sonst war unser Aufenthalt dort einfach perfekt. Das Haus liegt in einem wunderschönen, großen Garte und ist ein ganz eigenes kleines Paradies. Sue und Pete sind wunderbare Gastgeber und wir genossen einen Abend voller Erzählungen von ihren vielen Reisen, denn auch die Beiden waren schon viel herumgekommen. Sie erklärten sich dann sogar bereit, uns am nächsten in die Stadt zu fahren, so dass wir dort für die nächste Etappe einkaufen konnten. 

Also gingen wir in Richmond noch einmal einkaufen und verschickten auch ein Resupply Paket nach Boyle River, wo das Einkaufen eher schwierig werden würde. Dann genossen wir an unserem Pausentag auch einfach mal das Nichtstun, denn die nächste Woche in den Bergen würde sowiso anstrengend genug werden. Es war für uns also auf jeden Fall die richtige Entscheidung, einen Zwischenstopp im Aniseed Valley einzulegen.

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