Drei-Länder-Graveltour - Von der Eifel ins hohe Venn

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel machen wir uns gegen 10:00 Uhr auf den Weg Richtung Belgien. Die ersten 5km fahren wir auf Haupt- und Nebenstraßen durch Düren und Vororte, bis unser Fahrrad-Navi uns gemäß geplanter Route links auf einen holprigen Wiesenweg abbiegen lässt. Nach wenigen hundert Metern erreichen wir ein zugewuchertes Tor zwischen Farnen und Gebüsch. Unser Übergang ins Abenteuer Gravel-Tour DE-BE-LU.

Hinter dem Tor beginnt eine erste schöne Schotterstrecke mit leichtem Anstieg. Der Weg ist gut zu fahren, und wir treten mit Elan in die Pedale.

Erstes Zwischenziel: Die Wehbachtalsperre

Kurz darauf erreichen wir auch schon den ersten steilen Anstieg und geraten ordentlich ins Schwitzen. Mit so viel Gepäck waren wir bisher meist auf festen Untergründen unterwegs und fragen uns schon bald: Schaffen wir das alles überhaupt?

Auch nach dem ersten Anstieg geht es stetig weiter bergauf, aber nicht ganz so steil. Und hin und wieder auch ein klein wenig bergab, auf schönen Forstwegen in Richtung unseres ersten Zwischenziels Wehbachtalsperre. Die Steigung hält sich größtenteils genau in den Grenzen, die unsere (vielleicht eben doch nicht ganz so gute) Kondition noch zu fahren zulässt und so langsam spielt sich alles ein.

Dann erreichen wir die Wehebachtalsperre. Sie liegt wunderschön im Tal und aktuell blühen am Rand der Staumauer unzählige Wildblumen und umrahmen die Szene. Das weckt auch noch  mehr die Vorfreude auf alles, was da noch vor uns liegt.

Über den Pegel Hasselbachgraben zur Dreilägerbach-Talsperre

Nach der Talsperre geht es weiter bergauf, und nach Planung wird es so auch bis weit über die Hälfte der ersten Etappe erreicht, bis wir dann irgendwann den höchsten Punkt erreichen. Die stetigen Aufstiege, niedrigen Gänge und langsamen Geschwindigkeiten lassen unsr langsamer vorankommen als erhofft. Dafür werden wir mit ziemlich einsamer Natur und vielen tollen Eindrücken vom Nationalpark Eifel ums herum belohnt und dürfen die perfekten Gravel-Strecken genießen.

An der Pater-Noster Hütte machen wir eine ausgiebige Mittagsrast zwischen einer Gruppe redseliger Wandersleute. Im Anschluss haben wir uns bei der Routenplanung eine “Abkürzung” über einen Single Trail am Hasselbachgraben ausgesucht. Der Weg ist zwar ein schöner Wanderweg, mit den voll gepackten Gravelbikes (insbesondere wegen der Gepäcktaschen, die die Räder sehr viel breiter machen…) und ohne viel Fahrpraxis in unebenem Gelände ist der sehr schmale, zugewucherte Weg dann aber doch nicht besonders gut zu fahren, so dass wir von der geplanten Route leicht abweichen und uns schnell wieder zurück auf einen besser befahrbaren Weg machen.

Kurz darauf erreichen wir auch schon den zweiten Stausee des Tages - die Dreilägerbach-Talsperre, die wir an ihrer schmalsten Stelle passieren. Wie schon den größten Teil des bisherigen Tages müssen wir anschließend direkt wieder ordentlich in die Pedale treten, denn vor uns liegt ein langer Anstieg mit zum Teil recht steilen Stücken.

Über die Grenze nach Belgien

Mitten im Wald kreuzen dann auf einmal eine ganze Reihe Radfahrer unseren Schotterweg auf einem hervorragend ausgebauten Fahrradweg - der sich als die Vennbahn entpuppte. Die Vennbahn ist ein 125 km langer Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, die von Aachen aus durch Teile von Deutschland, Belgien und Luxemburg führt.

Wir folgen ihr allerdings nicht, sondern kreuzen die Vennbahn nur (Sonja nicht ganz ohne Wehmut) und folgen weiter unserer ausgesuchten Gravelroute. Nach einem kurzen Stück aufwärts an einer Straße entlang erreichen wir Fringshaus und direkt dahinter auch die Staatsgrenze von Belgien.

In Belgien kommen wir plötzlich sehr viel schneller voran. Das liegt primär daran, dass hier praktisch mit Grenzübertritt plötzlich die Waldwege geteert sind und die Räder fast von alleine vor sich hin rollen. Das macht nocheinmal deutlich wie sehr der Untergrund bei der Planung mit einbezogen werden muss - gut, dass wir hier jetzt für kommende Touren sehr viele Erfahrungswerte sammeln! Doch nicht nur die Wege verändern sich, auch die Landschaft wechselt von den zuvor vorherrschenden Laub- und Nadelwäldern zu einer offenen Moorlandschaft. Nach einem letzten Anstieg haben wir endlich den höchsten Punkt der Etappe erreicht und von hier an können wir fast den Rest der Strecke unserem Tagesziel entgegen rollen. Wir passieren die Gedenkstätte zur aufgegebenen Siedlung Reinarzthof, durchqueren einen Wald voller unglaublich dichter Farne und knorriger Bäume und erreichen dann auch schon die dritte Talsperre des Tages – die Wesertalsperre. Im dortigen Besucherzentrum und Restaurant gönnen wir uns belgische Waffeln und Eiscreme und können unsere Wasservorräte noch einmal auffüllen, bevor wir uns an die letzten Kilometer zu unserem Etappenziel machen.

In Richtung Eupen geht es noch einmal kurz auf holprigen Pisten durch den Wald, und dann sehen wir auch schon auf einmal Zelte zwischen den Bäumen stehen. Der Biwakplatz an der Soor, der auch unser heutiges Nachtlager sein wird. Es sind schon einige andere Leute da, zum größten Teil Wanderer, aber auch ein Bikepacker mit Rennrad. Trotzdem findet sich auch für uns noch ein Plätzchen fürs Zelt. Der Biwakplatz ist sehr einfach und bietet außer einem Unterstand (der auch von einem Wanderer als Schlafplatz verwendet wird) keine Ausstattung, dafür ist die Nutzung kostenlos gegen freiwillige Spende. Wasser gibt es höchstens aus dem Bach, wir haben aber für die eine Übernachtung wohlweislich genug Wasser mitgebracht. Außerdem gibt es hier auch keine Komposttoilette, wie wir es von den Trekkingplätzen am Soonwaldsteig oder in der Pfalz bisher gewohnt waren. Das lässt sich leider etwas abseits vom Platz auch anhand der Toilettenpapierhäufchen erkennen, denn offensichtlich bringen nicht alle Besucher vorsichtshalber ein Schäufelchen mit.