Wispertaunussteig - Etappe 2 von Espenschied nach Lorch

Am Morgen waren wir zwar alle früh wach, aber trotzdem noch sehr müde. In der Nacht war es uns letztendlich zu warm in unseren Schlafsäcken gewesen und das Schlafen auf den nicht gerade geräuscharmen NeoAir-Isomatten fällt uns in der ersten Zeltnacht ohnehin meistens schwer. Um die Müdigkeit abzuschütteln gönnten wir uns ein schnelles Frühstück bevor wir die Zelte zusammenpackten und uns wieder auf den Weg machten.

Das erste Stück des Weges aus Espenschied heraus führt zu Teilen entlang des Wispertalsteigs, den wir im letzten Jahr schon einmal gewandert waren. Allerdings entgegengesetzt zu unserer letzten Marschrichtung. Wir wanderten zuerst aus dem Dorf über blühende Wiesen, bis der Weg dann in den Wald eintauchte. Zum Glück, denn die Sonne brannte schon wieder erbarmungslos vom Himmel und der Schatten der Bäume kam uns gerade recht. Durch den Wald folgten wir einem steiler Wurzelpfad bis herunter ins Tal zum Werkerbrunnen. Anschließend führte der Weg wenige Meter auf einem Forstweg entlang, dann ging der Pfad auch schon wieder seitlich ab und führt über eine kleine Hügelkuppe. Kurze Zeit später querten wir den Werkerbach – statt einer Brücke lagen hier große Trittsteine zur Querung im Wasser. Das sind die netten kleinen Details des Trails, uns immer sehr gut gefallen und die aus dem Wispertaunussteig letztendlich ein echtes kleine Mikroabenteuer machen.

Die Hitze hatte uns und vor allem unseren Mitwanderern mittlerweile schon deutlich zugesetzt, so dass wir etwa auf der Hälfte des Anstiegs eine kurze Pause im Schatten einlegten. Wenige Meter nachdem wir wieder gestartet waren, erreichten wir auf einer Anhöhe einen historischen Blidenplatz des Rheingauer Gebücks. Hier stand auch eine Informationstafel, und wir erfuhren dass dieser Teil des Wispertaunussteig auch entlang des Rheingauer-Gebück-Wanderwegs führt. Oberhalb wurde der Wald dann zunehmend dichter, Felsen liegen hier malerisch vermoost zwischen den Bäumen. Leider ging die Schönheit des schmalen Wurzelpfades auf dem langgezogenen Aufstieg durch die drückende Hitze ein wenig verloren, denn eigentlich ist das sicher ein wirklich schöner Teil der Wanderung.

Wir waren jedenfalls froh, als wir oben aus dem Wald traten und sich abzeichnete, dass wir bald in Ransel ankommen würden. Dort erhofften wir uns eine Möglichkeit zur Einkehr, denn bei unserer Wanderbegleitung machte durch die schwüle Hitze langsam der Kreislauf schlapp und wir wollten gerne auch noch einmal unseren Wasservorrat auffüllen. Ein Stück Weg über Wiesen und vorbei an Getreidefeldern, und dann waren tatsächlich schon kurz vor dem Ortseingang Hinweiszettel aufgehängt, die kühle Getränke ankündigten. Wir kamen am “Pferde-Parklpatz” des Ranseler Dorfmuseums vorbei und direkt danach kam auch schon die ersehnte Jausenstation in Sicht.

Nach Sauerthal mit Blick die Sauerburg

Nach einer längeren Pause im Schatten waren dann alle auch motiviert, die zweite Hälfte des Weges bis Lorch in Angriff zu nehmen. Der Wispertaunussteig führte uns erst einmal am Ortsrand von Ransel entlang um das Dorf, dann wieder bergab auf relativ breiten Waldwegen bis ins Örtchen Sauerthal, das eigentlich nur aus einigen Häusern an einer einzigen Straße besteht. Dafür liegt es wirklich malerisch und bietet neben dem historischen Sauerbrunnen, dessen Wasser Heilkräfte nachgesagt werden, auch einige schöne alte Fachwerkhäuschen.

Während wir durch den Ort marschierten zogen über uns langsam die Wolken zusammen. Als wir gerade am Ortsausgang den nächsten Aufstieg in Angriff nahmen, begann dann leise in der Ferne der Donner zu grollen und wir merkten direkt wie ein kühlender Wind aufzog. Der letzte Anstieg unserer Tour führte uns in einem Bogen um die auf einem Hügel thronende Sauerburg.

Wunderbare Ausblicke ins Rheintal vom Naturschutzgebiet Nollig

Als wir gerade noch ein paar Bilder von der gegenüberliegenden Burg machten, begann es dann auch zu regnen. Es blieb dann nicht wie erhofft bei einem kurzen Schauer, stattdessen begleitete uns der Regen bis wir oberhalb von Lorch beim Naturschutzgebiet Nollig aus dem Wald kamen. Hier klarte es dann noch einmal ein wenig auf, so dass wir die beeindruckenden Ausblicke von der Hochebene ins wunderschöne Rheintal doch noch genießen konnte.  Kein Wunder, dass das Obere Mittelrheintal zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde!

Kurz vor dem Ende der Wanderung überraschte uns der Wispertaunussteig dann noch einmal. Der steile Abstieg hinunter nach Lorch über schmale, schieferige Felspfade ist ein richtiges Highlight. Hier sind allerdings Trittsicherheit und ordentliches Schuhwerk gefragt, denn insbesondere bei schlechter Witterung kann es hier auf den glatten Schieferplatten sehr rutschig sein – dann ist es aber auch möglich, den Pfad zu umgehen.

Nach diesem letzten kleinen Abenteuer endete unsere etwa 24km lange Tagesetappe, und damit auch der Wispertaunussteig,  in Lorch am Parkplatz Wispergrill. Recht müde aber glücklich machten wir uns auf den Heimweg und werden sicher noch eine Weile von den Erinnerungen an die zwei Wandertage auf dem wunderschöne Wispertaunussteig zehren.

Das waren unsere Erfahrungen vom zweiten Teil des Wispertaunussteigs. Eine Beschreibung der ersten Etappe gibt's in unserem Wanderbericht zur Etappe 1 des Wispertaunussteigs von Kemel nach Espenschied.

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