Breast Hill Track
Nach unserem "kleinen" Abentuer am Morgen am und im Ahuriri River hatten wir den East Ahuriri Track hinter uns gelassen und knüpften direkt mit dem Breast Hill Track an. Die Weg begann recht einfach. Zuerst wanderten wir auf einem schmalen, aber gut sichtbaren und gut markierten Pfad durch offenes Farmland. Hautpsächlich Felder, ein paar Hügel hinauf, und ein paar Durchquerungen von kleinen Bächen. Dann führte unsere Wanderung auf einen breiteren Fahrweg. Diese Art von Wandern, auf breiten, einfachen Wegen erinnerte uns an viele, viele Ausflüge in Deutschland und Österreich, wo man eben oft doch für längere Strecken Forst- und Landwirtschaftswegen folgt. Und auch die Landschaft passte zu diesem Bild. Das einfache Wandern, ohne bei jedem Schritt darauf achten zu müssen wo man gerade hin trat, war zur Abwechslung dann doch auch mal ganz schön.
Ziemlich genau um 12:00 Mittags kamen wir an einer kleinen privaten Hütte, der "Tin Hut" vorbei. Das rief natürlich geradezu nach einem Mittagessen. Die Hütte war auch eigentlich sehr sett gemacht, sie war nicht nur als Übernachtungshütte gedacht, sondern zeigte auch einen historischen Hintergrund - eins der Betten war nach ganz wie frührer hergerichtet, wie es die Schafhirten in den Bergen wohl vorgefunden hatten. Mit strohgefüllter Matratze und allem.
Die Hütte war in unseren Trail Notes nicht als mögliche Übernachtungsgelegenheit angegeben, innen waren aber Informationen dass eine Übernachtung durchaus möglich war, gegen eine kleine Gebühr von 10$. Hätten wir das schon am Tag zuvor gewusst, hätten wir unsere Wanderung ein wenig umgeplant und uns eine sehr windige Nacht im Zelt erspart.
Heute allerdings ware es dann noch viel zu früh, um den Wandertag zu beenden, als packten wir unsere Sachen wieder zusammen und machten uns wieder auf den Weg. Kurz bevor wir jedoch tatsächlich loskamen, kamen jedoch zwei weitere TA-Wanderer an, mit denen wir uns kurz unterhielten. Auch sie sinnierten, dass die Hütte eigentlich der perfekte Ort zur Übernachtung gewesen wäre.
Unsere Wanderung führte uns nun wieder bergauf, in Richtung des Martha Saddle. Wir fragten uns, wie weit hinauf wir dem breiten Fahrweg wohl noch folgen würden, und erwarteten bald auf einen schmaleren Fußweg abzubiegen. Taten wir aber nicht. Beim Aufstieg kamen uns mehrere Wanderer entgegen - auch TA Wanderer, Nobos (North-bound)
Bald schon war der Sattel über uns zu sehen, oder zumindest was wir für den Sattel hielten. Wir waren immnoch auf dem Fahrweg. Und tatsächlich führte er dann auch ganz hinauf. Das war definitiv neu, bisher waren wir in Neuseeland noch keinem so breiten Wanderweg über längere Strecken gefolgt, geschweige denn im Gebirge.
Je weiter nach oben wir kamen, desto windiger wurde es um uns herum. Am Sattel selbst waren die Böen dann so stark, dass wir uns mit einem kurzen Selfie begügten und uns auch schon dann direkt wieder an den Abstieg auf der anderen Seite machten. Ebenfalls auf einem breiten Fahrweg. Heute stand wohl nur einfaches wandern auf dem Programm.
Am Ende wurde es dann ein ziemlich langer Tag und wir waren nicht ganz undankbar dass der Weg hier so einfach zu gehen war. Durch die Flussüberquerung am Morgen hatten wir schon mehr Zeit verloren gehabt, als erwartet, und da kam es uns jetzt gerade recht, dass man auf dieser Wanderautobahn ein etwas höheres Tempo einschlagen konnte.
Erst unten im Tal veränderte sich der Charakter des Weges dann doch noch. Hier wurde der Fahrweg zuerst überwucherter und undeutlicher und verwandelte sich dann letztendlich in einen der schmalen Fußpfade, denen wir auch sonst gefolgt waren.
Als die Hütte dann endlich zu sehen war, fielen uns direkt zwei Dinge auf: erstens schien sie sehr neu und nett zu sien, zweitens standen draußen bereits einige paare Schuhe und Wanderstöcke. Die Hütte sollte nur sechs Betten haben. Mussten wir also zelten, statt in der Hütte schlafen zu können? Landschaftlich ware es hier schön und grundsätzlich hatten wir kein Problem mit zelten. Allerdings waren wir direkt am Fluss und fürchteten eine Sandfly-Invasion, hatten aber wenig Lust, bei lebendigem Leibe von den Tierchen ausgesaugt zu werden.
Wir klopften also an die Hüttentür und siehe da zwei Betten waren tatsächlich noch frei. Glück gehabt!
Unter den Leuten, die wir auf der Hütte trafen, waren dann tatsächlich auch noch zwei alte Bekannte - die Kiwis, die wir zuvor in der Royal Hut auf dem Two Thumb Track getroffen hatten. Am Abend hatten wir dann eine schöne Unterhaltung über unsere Radfahrt am Tekapo Kanal und die alternative Route, für die die beiden Neuseeländern sich entschieden hatten.
Unsere anderen beiden Hüttennachbarn heute waren zwei Deutsche, die wir bisher noch nicht getroffen, wohl aber in den Einträgen der Hüttenbücher gesehen hatten. Felix und Johannes wanderten wie wir nur die Südinsel und waren bisher genauso begeistert vom Trail wie wir. Sie hatten auch den Abschnitt zwischen den großen Flüssen gemacht, und erzählten uns alles mögliche über diesen Teil des TA, den wir ja verpasst hatten.
Von Top Timaru Hut steil hinauf zur Stodys Hut
Unsere Motivation war ziemlich hoch am nächsten Morgen. Wir hatten uns für den Tag vorgenommen bis zur Stodys Hut zu wandern, in der Guthook App, die wir als Wanderführer nutzten, schlugen aber viele Leute vor, doch weiter bis zur Pakathui Hut zu laufen da diese wohl recht neu und schön sein sollte, Stodys dagegen jedoch eine der ältesten am Trail ist. Das würde aber einen weiteren sehr langen Tag bedeuten, und entsprechend sollten wir lieber früher als später bei der Stodys Hut ankommen.
Anfangs kamen wir auch schnell voran. Der Weg war deutlich sichtbar und einfach zu folgen, in relativ flachem Terrain konnten wir auch recht schnell gehen. Dann aber wurde es langsam aber sicher schwieriger.
Der Weg führte nun aus dem Wald hinaus ganz hinunter ins Tal. Dort kreuzten wir ein paar Mal den Fluss, und stiegen dann auf der anderen Seite über einen Hügel wieder in den Wald hinauf. Nur um auf der anderen Seite direkt wieder nach unten zum Fluss zu kraxeln. Das Schauspiel wiederholte sich dann einige Male und bald war die Motivation verflogen, unsere Füße dafür dauerhaft nass und zeitweise kalt. Das ständige hoch- und runterkraxeln der Uferböschung war anstrengend und erschien sinnlos. Während ein bisschen hoch- und runter eben einfach dazugehört, hatten wir hier das Gefühl, an der Nase herumgeführt zu werden. Irgendwann sahen wir dann vor uns Johannes und Felix, die eigentlich nach uns gestartet waren. Sie hatten festgestellt, dass die unnötigen Hügelüberquerungen ganz einfach zu umgehen waren, indem man einfach dem Flussbett folgte. So hatte man zwar dauerhaft richtig nasse Füße aber sparte sich einiges an unnötigen Kilometern und Höhenmetern. Nur musste man natürlich ständig auf der Karte überprüfen, dass der Weg sich nicht deutlich vom Fluss wegbewegte und man am Ende den Ausstieg verpasste.
Während wir morgens durch die ständigen Flussdurchquerungen und die damit verbundenen nassen Füße noch gefroren hatten, wurde es im Laufe des Tages immer wärmer.
Als wir dann endlich an der Wegkreuzung ankamen, von der aus wir hoch zur Stodys Hut steigen sollten, war der Tag schon ziemlich heiß. Und der Weg nach oben war hier extrem steil. Müde von den vielen kleinen Aufstiegen unten am Fluss stolperte ich viel, über meine eigenen Füße oder auch mal die Wanderstöcke. Tim fand das beunruhigend und auch ein bisschen nervig. Als wir uns dann endlich zur Stodys Hut gekämpft hatten, entschied er deswegen, dass ein weiterwandern zur Pakathui Hut heute keine gute Idee wäre. Früh genug wäre es allerdings noch gewesen, so dass wir ein bisschen wehleidig waren und noch eine ganze Weile immer hin- und herüberlegten.
Auch Felix and Johannes waren nur ein paar Minuten vor uns angekommen und standen vor der selben Entscheidung. Und auch sie entschieden sich zu bleiben. Genauso die Neuseeländer, die kurz nach uns an der Hütte ankamen. Sie wollten aber lieber im Zelt schlafen, die Hütte war dann doch sehr rustikal und die Gefahr der Sandflies hier oben nicht ganz so groß.
Später am Nachmittag kamen dafür aber noch drei junge Frauen vom Breast Hill herunter und waren sehr froh, zwei leere Betten zu finden, und lauter Wanderer die gewillt waren, zusammenzurutschen, so dass am Ende dann alle in die Hüte passten.
Stodys Hut to Lake Hawea Township
Am nächsten Morgen standen wir sehr früh auf. Wo wir den Weg zur Pakathui Hut nun noch nicht hinter uns gebracht hatten, hoffen wir so den Sonnenaufgang über Lake Hawea Township sehen zu können. Aber natürlich waren wir dafür dann letzendes doch zu spät dran, als wir endlich unsere Sachen gepackt hatten. Die Sonne und der blaue Himmel versprachen dafür aber einen wunderschönen Tag.
Wie es auch die Trailnotes beschrieben hatte, war die Wanderung zum Breast Hill ziemlich einfach. Wir folgten auch hier wieder größtenteils breitere Farmwegen und kamen schnell voran. Es war aber dafür wieder ziemlich windig. Das merkten wir besonders, als wir dann tatsächlich am Breast Hill ankamen. Wir konnten die Aussicht kaum genießen, weil der Wind ständig an uns und unseren Rucksäcken zerrte. Wir hofften, dass die Böen ein wenig nachließen, wenn wir etwas weiter abseits vom Gipfel standen und gingen weiter Richtung Pakathui Hut, aber leider war das nicht wirklich der Fall.
Bei der Kreuzung zur Hütte angekommen prüften wir unsere Wasservorräte, und entschieden uns dann direkt Richtung Lake Hawea abzusteigen, statt noch einen Umweg über die Pakathui Hut zu machen. Der Track nach unten zur Stadt führte uns an Graten entlang und immer wieder kam man an regelrechte Aussichtspunkte. So konnte man den Abstieg richtig genießen, da man ständig tolle Ausblicke hatte. Leider war es aber die meiste Zeit auch weiterhin sehr windig, so dass wir aufpassen mussten bei diesen Gelegenheiten nicht vom Wind umgestoßen zu werden. Das lag eben auch an der ausgesetzen Lage des Wegs. Wir gönnten uns dann eine Pause mit Aussicht unter einem großen hervorstehenden Felsen, wo es einigermaßen windberuhigt war.
Danach ging es steil hinunter und der Weg endete dann an einem Parkplatz. Dort kamen wir um etwa 13:00 Mittags an. Vor uns lagen jetzt nur noch 7km einfacher Weg am Ufer des Sees entlang. Der war wieder sehr einfach zu gehen und führte durch Felder mit hohem Gras, offenes Gelände mir Büschen und öffnete immer wieder den Block auf die Strände am See. Es war wirklich schön zu gehen und wir genossen, es fühlte sich an wie ein kleiner Abendspaziergang am Ende eines Arbeitstages.
In der Stadt angekommen, liefen wir zunächst einmal beim kleinen lokalen Supermarkt vorbei und gönnten uns eine doppelte Kugel Eiscreme. Außerdem kauften wir Obst und einen Saft für den nächsten Morgen. Dann gingen wir weiter zum örtlichen Campingplatz und bauten unser Zelt auf. Zum Abendessen gingen wir dann aber wieder zurück zum General Store, der außerdem ein Restaurant/Takeaway ist, und gönnten uns Burger und Fish'n'Chips.
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