Three Countries Graveltour - Day 3 - Rain and Mud towards Houffalize

Der Morgen unserer dritten Etappe beginnt schon nass. Als wir aufstehen, ist es noch trocken, doch als wir uns gerade auf die Räder schwingen wollen, fängt es wieder an zu regnen. Wir gönnen uns also zuerst noch einen Kaffee in der Bar des Campingplatzes und warten, bis der erste größere Schauer durch ist und machen uns dann bei Nieselregen auf den Weg. Das Stück zurück nach Stavelot auf dem RAVeL ist viel weniger anstrengend als erwartet, die geringe Steigung ist beim Fahren kaum zu spüren.

Der Regen stört uns nur wenig. Die Regenjacken halten den Oberkörper weitestgehend trocken, auf Regenhosen haben wir wegen der warmen Temperaturen komplett verzichtet. Ob nassgeregnet oder nassgeschwitzt ist dann ja irgendwie oft egal. Bis Stavelot sind wir auf jeden Fall dann schon recht nass, aber trotzdem guten Mutes. Tatsächlich lässt dann auch der Regen nach und stattdessen kommt die Sonne wieder heraus und trocknet unsere nassen Schuhe und Oberschenkel.

Wir fahren wieder durch Stavelot hindurch. Zuerst müssen wir das steile Kopfsteinpflaster hinuntern, nur um dann auf der anderen sehr steil aus der Stadt hinauszufahren. Zum Glück konnten wir die Regenjacken wegpacken, denn wir kommen auf den langen steilen Anstiegen ordentlich ins Schwitzen. Dafür ist die Landschaft wirklich sehr schön. Wiesen und Felder wechseln sich ab mit kurzen Waldstücken, viele Kühe stehen auf der Weide. Insgesamt erinnert uns das alles ein bisschen an den Odenwald. Zwischendurch stehen große Pfützen auf den Wegen, die wir auf den offenen Abschnitten größtenteils einfach durchfahren können. Im Wald allerdings sind es weniger Pfützen, sondern eher großflächiger Matsch, bedingt vermutlich auch durch viele Forstarbeiten, durch die die Wege zerfurcht und aufgewühlt sind.

Zur Mittagszeit beginnt es wieder zu regnen. Wir haben Glück und erreichen einen Unterstand, nur wenige Minuten bevor aus dem Nieselregen ein richtiger Guss wird. Dann gönnen wir uns uns erstmal eine ausgiebige Mittagspause, während wir das nasse Naturspektakel beobachten. Erst als der Regen wieder nachlässt, schwingen wir uns wieder aufs Rad und fahren Richtung Vielsalm. Bis dorthin fahren wir über Waldwege und auf Nebenstraßen durch kleine Dörfer. Überall sind jetzt die regionaltypischen Bruchstein-Häuser zu sehen, viele davon in sehr gutem Zustand und zum Teil mit wunderschönen, großen Gärten.

In Vielsalm angekommen, ist unser erster Stopp beim lokalen Spar. Dort sind allerdings alle Lichter aus, und es stellt sich heraus, dass wegen eines Stromausfalls gerade gar nichts geht. Also fahren wir weiter in die Stadt, um es bei Carrefour zu versuchen. Unterwegs sind aber auch alle Ampeln ausgefallen und der Verkehr entsprechend chaotisch. Trotzdem schaffen wir es zum Laden, der zum Glück auch normal geöffnet hat, so dass wir uns für die nächsten Mahlzeiten mit Lebensmitteln versorgen können.

Auf unserem Weg aus der Stadt heraus beginnt es wieder zu schütten und außerdem fühlen wir uns wieder sehr unwohl an den Straßen. Generell wird von den Autofahrern leider wenig Abstand gehalten und es fahren viele Holztransporter mit zum Teil hohen Geschwindigkeiten sehr knapp an uns vorbei. Entsprechend froh sind wir, als unsere Route uns zuerst wieder auf Nebenstraßen und dann ab Provedroux wieder auf Feldwege schickt.

Das ist allerdings nur von kurzer Dauer. Mittlerweile hat der Regen zwar wieder nachgelassen, dafür ist nach einer kurzen Abfahrt zum kleinen Bach “La Ronce” unser Weg auf einmal komplett überschwemmt.

Wir schieben unsere Räder an den Pfützen vorbei und über eine kleine Brücke, dann stehen wir vor einem steilen Single Trail, der vom Regen glitschig und ausgewaschen ist. Vorsichtshalber schieben wir das steilste Stück, dann möchte uns unser Fahrrad-Navi unserer Route entsprechend nach Rechts in den Wald schicken. Der Weg ist allerdings nach wenigen Metern ziemlich zugewuchert und außerdem mit einem Schild versehen: “Privatweg - Betreten verboten." Wir sind ein wenig ratlos, denn unsere Route folgt auf dieser Etappe den “offiziellen” GR²-Radrouten. Allerdings sind sie vor Ort nicht ausgeschildert, sondern wir folgen nur einen GPX Track, den wir von der Webseite heruntergeladen haben. Weil wir von einem Übertragungsfehler des Tracks ausgehen, folgen wir also stattdessen dem Weg, den wir gekommen sind und versuchen, das Stück zu umgehen. Aber auch die nächsten Abzweigungen sind jeweils mit dem Hinweis “Privatweg” versehen.

Als der nächste solche Weg nicht ganz so verwildert aussieht, versuchen wir ihm zu folgen, um auf unsere ursprüngliche Route zurückzukehren. Und hier wird es dann wirklich chaotisch. Das erste Stück ist geschottert, so dass der Weg zwar nass, aber wenigstens befestigt ist. Etwas weiter entlang des Weges, als wir eigentlich endlich wieder auf der Original-Route sind, ist es jedoch nur noch ein Wiesenweg, der aufgrund der starken Regenfälle jetzt eher einem Sumpf gleicht. An Fahren ist hier gar nicht mehr zu denken, stattdessen schieben und ziehen wir die Räder den Weg entlang. Der Weg wird zunehmend schlechter und teilweise versinken die bepackten Räder bis zum Schaltwerk im sumpfigen Untergrund. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Dann versperrt ein umgestürzter Baum den Weg, der hier auch nur noch eine einzige große Pfütze ist. Wir tragen die Bikes durch Unterholz drumherum und stellen fest, dass das Weiterkommen abseits des Weges einfacher ist. Ohne Rad geht Tim ein paar Schritte voraus und sucht nach der besten Strecke. Dabei entdeckt er eine kleine Hütte, zu der ein befestigter Weg führt. Also tragen wir unsere Räder dorthin und können dann endlich auch wieder aufs Rad steigen. Was für ein (unerwartetes) Abenteuer!

Erleichtert fahren wir den geschotterten Waldweg entlang und gelangen bald wieder auf unsere ursprüngliche Route. Bevor wir es aber aus dem Wald herausgeschafft haben, wartet die nächste Schlammschlacht auf uns. Ein Wegstück ist von den schweren Forstmaschinen so zerwühlt, dass der dicke, feste Matsch sich zentimeterdick an den Reifen anheftet und in den Schutzblechen kleben bleibt. Wieder schieben und tragen wir die Bikes seitlich vom Weg durchs Unterholz, da sich die Räder auf dem eigentlichen Weg im dichten Matsch nicht einmal mehr richtig schieben lassen.

Als wir endlich aus dem Wald heraus sind, zeigt uns ein Blick auf die Uhr, dass wir unser angepeiltes Ziel, den Campingplatz Au Bout du Monde, vermutlich nicht mehr bis 18:00 erreichen. Selbst wenn der Rest des Weges ohne weitere solche Zwischenfälle auskommt. Also rufen wir dort an und bekommen die Info, dass wir bis 20:00 notfalls auch im zum Campingplatz gehörenden Restaurant einchecken können.

Wir stärken uns noch einmal mit ein paar Nüssen und machen uns dann wieder auf den Weg. Hinter Cherain durchqueren wir dann erneut ein völlig vermatschtes Waldgebiet, dieses Mal zum Glück aber nur auf einem kurzen Stück, und kommen danach etwas schneller voran. Trotzdem sind wir viel langsamer als erhofft und erst gegen 18:00 oberhalb von Taverneux. Hier liegen immer noch 14 km vor uns, zum Teil wieder über Waldwege und Singletrails, und noch über 400 Höhenmeter. Bei guten Wegen und Wetter alles gar kein Problem, aber mittlerweile sind wir einfach müde und vor allem genervt. Dann beginnt es wieder zu schütten, sodass wir binnen Minuten wieder nass bis auf die Unterwäsche sind.

Kurzerhand entscheiden wir, dass heute statt Campingplatz doch eher eine warme Dusche und ein gemütliches Bett angesagt sind und fahren anstelle von Achouffe in Richtung Houffalize weiter. Wenigstens geht es dorthin nur noch bergab, dafür klatscht uns der Regen ins Gesicht, dass wir kaum noch etwas sehen. In Houffalize angekommen, halten wir vor dem ersten Hotel, das in Sichtweite kommt. Tim geht rein, um nach einem Zimmer zu fragen, während es draußen ununterbrochen weiter schüttet.

Zum Glück bekommen wir tatsächlich das letzte Zimmer im Hotel und sind letztlich froh, dass wir diese Nacht nicht draußen im Zelt verbringen müssen. Nachdem wir in trockene Kleidung gewechselt haben (tatsächlich haben unsere Packtaschen absolut dicht gehalten!), gehen wir nochmal raus. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen, und Houffalize stellt sich als nette kleine Stadt heraus. In einer Pizzeria gönnen wir uns ein ordentliches Abendessen und fallen dann völlig erschöpft ins Bett.

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